Die Menschen in Afrika sind einfach glücklicher

Allgemeine  Zeitung
Dülmener Zeitung (Kreis Coesfeld)

Detlef Scherle
Samstag, 07. Mai 2005


Rosendahl-Holtwick - Hat sich bei ihr etwas geändert, seit sie aus Afrika zurück ist? Lina Grote überlegt kurz. Ich lebe bewusster, kommt es dann wie aus der Pistole geschossen ich weiß jetzt zu schätzen, was ich hier hab. Die von vielen als so groß empfundenen Probleme in Deutschland, sie hatten sich bei ihrem Besuch im Senegal ziemlich relativiert. Dort fehle es an so vielem und doch seien die Menschen glücklicher als in Deutschland.

 

Acht Wochen lang lebte und arbeitete die Schülerin des Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskollegs im Senegal. Ein etwas anderes Auslandspraktikum, das sie bei der Caritas in Thies absolvierte. Die kauf-männische Assistentin für Fremdsprachen in spe hat dabei Erfahrungen gemacht, die sie in ihrem Leben nicht mehr missen möchte.

In einer ganz normalen Familie, erzählt sie, sei sie untergebracht gewesen und von Anfang an wie selbstverständlich als Schwester und Tochter aufgenommen worden. Vermittelt hatte den Kontakt der Verein Ein Herz für Senegal, der bekanntlich gemeinsam mit der Caritas Entwicklungshilfeprojekte durchführt. Viel davon habe ich auch gesehen, erzählt Lina. Zum Beispiel den Einsatz des großen Bohrwagens.

Tagsüber arbeitete sie im Büro der Caritas bei Pater Ambrosius, erledigte all den Schreibkram, der anfällt: zum Beispiel das Verbuchen der eingehenden Spenden. Darüber hinaus blieb aber auch viel Zeit, das Leben in Afrika kennenzulernen vor allem in ihrer Gastfamilie. Dass sie ein wenig vom afrikanischen Geist mitgebracht hat, kann man nicht nur ihren Äußerungen entnehmen, sondern auch ih-rem Äußeren: Die Haare sind zu vielen kleinen Zöpfen geflochten. Das ist dort eine bevorzugte Beschäftigung der Mädchen, erzählt sie lachend.

 

Wie gestalten Jugendliche in einem Dritte-Welt-Land ihre Freizeit? Eigentlich nicht viel anders als bei uns. Sie hören Musik, afrikanische Rhythmen, aber auch Pop. Beeindruckt habe sie der große Zusammenhalt in der Familie, aber auch sonst, den gebe es so bei uns nicht mehr. Sie berichtete von einem Frauen-Projekt. Bei einer genossenschaftseigenen Bank könnten sie sich Geld leihen und wenn eine mal nicht zurückzahlen kann, kommen alle anderen für sie mit auf.

Toll fand sie auch den Optimismus der Leute, die nach der Heuschreckenplage wieder ihre Felder be-stellten. In der Hoffnung, dass diesmal alles gut geht. Was haben wir hier dagegen immer für Wehwehchen ...